Behauptung: Im Westerkamp wurden fünf große Rigolen angelegt, um das Oberflächenwasser der Natur und Boden zurück zu geben.
Genau genommen sind es nicht 5, sondern 6 Mulden, die im Baugebiet „Konversionsfläche Haard- Kaserne“ im Zuge der Erschließung erstellt wurden.
Die Mulden sind auch keine Rigolen. Zwischen Rigolen und Mulden bestehen große technische Unterschiede. Die Rigolen sind unterirdisch hergestellte Speicherkörper, die mit bloßem Auge auf der Oberfläche gar nicht zu erkennen sind. Die Mulden sind dagegen nichts anderes als Geländevertiefungen.
Bei den 6 Mulden im Baugebiet handelt es sich auch nicht um Versickerungsanlagen, sondern um Rückhalteanlagen, die lediglich die Aufgabe haben, das bei stärkeren Regenereignissen anfallende Niederschlagswasser schadlos zwischenzuspeichern und nach Ende des Regenereignisses gedrosselt an einen Vorfluter weiterzugeben. Eine Versickerung des Niederschlagswassers im Bereich des Baugebietes ist aufgrund der schlechten Bodenverhältnisse und des hoch anstehenden Grundwassers überhaupt nicht möglich und auch unerwünscht.
Die Abläufe von den Rückhaltemulden müssen ganz unten angesetzt werden, damit die Mulden nach Abklingen des Regens komplett leerlaufen können und für das nächste Regenereignis mit ihrem kompletten Rückhaltevolumen wieder zur Verfügung stehen.
Behauptung: Der Ablauf von Grund-, Oberflächen und Regenwasser aus dem Baugebiet „Im Westerkamp“ über das Baugebiet „Schacht 5“ wäre ohne Probleme und großen Aufwand möglich gewesen.
Jeder weiß, dass das Wasser nicht bergauf fließen kann. Das Baugebiet „Konversionsfläche Haard- Kaserne“ liegt höhentechnisch deutlich (ca. 5 - 6 m) tiefer als das Baugebiet „Schacht V“. Der Anschluss der Entwässerung der Konversionsfläche an die Entwässerung im Schacht V wäre daher nur mit Hilfe von Pumpen möglich, was volkswirtschaftlich unzumutbar ist. Darüber hinaus sind die bereits vor vielen Jahren gebauten Entwässerungsanlagen im Schacht V für die Aufnahme und die Durchleitung von zusätzlichen Wassermengen eines weiteren Baugebietes nicht ausgelegt.
Weitere Klarstellungen
Der Kanal, dessen Baubeginn nun unmittelbar ansteht, wird mehrere Funktionen übernehmen. Er wird nicht nur das Niederschlags- und Grundwasser des Wohngebietes „Konversionsfläche Haardkaserne“ und aus dem Bereich des Stadtbades, sondern auch das Niederschlags- und Grundwasser der Wohngebiete „Holtbredde/ Westring/ Im Kuhkamp/ Hachhausener Straße“ zum Dattelner Mühlenbach ableiten.
In Zukunft sollen an diesen Kanal noch weitere Flächen und Grundwasserersatzsysteme angeschlossen werden. Dieser Kanal wird den in Hachhausen bereits liegenden Mischwasserkanal hydraulisch deutlich entlasten und somit den Entwässerungskomfort in diesem Ortsteil erhöhen. Darüber hinaus hilft dieser Kanal, saubere Abflüsse von der Kläranlage Dattelner Mühlenbach abzuklemmen und dadurch den Fremdwasseranteil auf der Kläranlage und damit verbunden die Kosten der Abwasserbehandlung dauerhaft zu reduzieren.
Die im Lesebrief angesprochene Baustelle zur Umverlegung der Fernwärmeleitung liegt nicht im Verantwortungsbereich der Stadt Datteln. Der Maßnahmenträger ist Uniper Wärme. Ein Vergleich der Kanalbaumaßnahme der Stadt Datteln mit dieser Baustelle ist deshalb nicht zielführend.
„Baustellen-Bürgermeister“
Überall in Deutschland spricht man immer mehr vom schlechten Zustand der öffentlichen Infrastruktur: beschädigte Straßen, zu schmale Autobahnen, marode Brücken, begradigte Gewässer, die immer wieder Überschwemmungen verursachen usw. Jahrzehntelang haben sich die Verantwortlichen um die Erhaltung der Infrastruktur ungenügend gekümmert. In einer Stadt, in der der Bürgermeister sich diesem Problem aktiv stellt und es nicht in die nächste Wahlperiode verschiebt, wird er abwertend als „Baustellen-Bürgermeister“ bezeichnet. Derjenige, der diese Abwertung vornimmt, muss sich selbst hinterfragen, was er möchte. Möchte er auf holprigen Straßen fahren, ständig im Stau stehen, gesperrte Brücken weiträumig umfahren und Überschwemmungen seines Grundstücks gelegentlich hinnehmen? Oder möchte er intakte Infrastruktur nutzen? Die Substanzerhaltungsmaßnahmen an der Infrastruktur lassen sich leider ohne Baustellen nicht realisieren.